Antikörper-Therapie im Kindes- und Jugendalter verbessert Prognose

Im Rahmen einer Studie kam man jetzt zu dem Ergebnis, das mit einer kombinierten Chemotherapie und einem CD-20-Antikörper, wie beispielsweise Rituximab, die Überlebensaussichten von an Non-Hodgkin-Lymphom erkrankten Kinder und Jugendlichen verbessert werden kann.

An der internationalen Phase III-Studie nahmen 328 Patienten unter 18 Jahren teil, die an einem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom im Stadium III oder IV oder akuter Leukämie erkrankt waren. Bei 86% der Teilnehmer wurde ein Burkett Lymphom diagnostiziert. Innerhalb der Studie erhielten die Patienten die Standard-Therapie oder die Standard-Therapie und einen CD20-Antikörper.

Nach einer Nachbeobachtung von 3 Jahren waren in der Gruppe Chemotherapie und Antikörper 94% der Patienten progressionsfrei, in der Vergleichsgruppe die nur Chemotherapie bekam waren es 82%. In der Gruppe Chemotherapie und Antikörper verstarben 4 an der Erkrankung selbst, drei an den Folgen der Therapie und einer an einer weiteren Krebserkrankung. In der Vergleichsgruppe, welche die Standardtherapie erhielten, verstarben 20 Patienten, davon 17 aufgrund des Lymphoms selbst und drei an den Folgen der Behandlung.

Quelle:
Minard-Colin V et al. Rituximab for High-Risk, Mature B-Cell Non-Hodgkin’s Lymphoma in Children. New England Journal of Medicine 2020, 382:2207-19

DGHO erteilt Pembrolizumab Empfehlung beim rezidivierten/refraktären Hodgkin Lymphom

Die DGHO hat auf Basis der Ergebnisse der KEYNOTE-104-Studie (Kuruvilla et al., KEYNOTE-104, Abstract 8005) die Handlungsempfehlung ausgesprochen, Pembrolizumab als neuen Behandlungsstandard beim rezidivierten/refraktären Hodgkin Lymphom zu setzen.

Die Immuntherapie mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor Pembrolizumab ist der Therapie mit dem Antikörper Brentuximab Vedotin beim rezidivierten/refraktären Hodgkin Lymphom überlegen. Pembrolizumab führt zu einer statistisch signifikanten und klinisch relevanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens.

Quellen:
https://meetinglibrary.asco.org/record/186007/abstract

EMA erteilt Brentuximab die Zulassung für sALCL

Die Europäische Zulassungskommission (EMA) erteilt Brentuximab Vedotin in Kombination mit CHP (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Prednison) die Zulassung zur Behandlung erwachsener Patienten mit zuvor unbehandelten systemischen anaplastischen großzelligen Lymphomen (sALCL). Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase-3-Studie ECHELON-2.

Das systemische anaplastische großzellige Lymphom ist ein Subtyp des peripheren T-Zell-Lymphoms (PTCL). Der Entscheidung ging eine positive Stellungnahme des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) vom 27. März 2020 voraus.

Brentuximab Vedotin ist ein CD30-Antikörper.

Forscher entdecken Ursache für ZNS Lymphome

Das primäre ZNS-Lymphom ist eine spezielle Form von Lymphdrüsenkrebs, der ausschließlich im Gehirn auftritt. Die Diagnose des ZNS-Lymphoms geht meist einher mit einer schlechten Prognose, bedingt auch durch die Blut-Hirn-Schranke.

In einer von Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Forschungsstudie entdeckten jetzt Martina Deckert und Manuel Montesinos-Rongen (Uniklinik Köln) Ursachen für das ZNS-Lymphom in Form von Wechselwirkungen zwischen Krebszellen und Gehirn. In molekularen Untersuchungen fanden sie mutierte Veränderungen am B-Zell-Rezeptor, durch den der programmierte Zelltod der Zelle umgangen wird. Die mutierten Tumorzellen konnten so unentdeckt an der im Körper ständig stattfindenden Reifung von B-Lymphozyten teilnehmen. Die mutierte Krebsvorläuferzelle nimmt zwar an dem Teilprozess der Reifung teil, erreicht aber nicht ihr Ziel. Stattdessen verändert sie ihren B-Zell-Rezeptor so, dass er viele Strukturen anstelle einer einzigen erkennt. Eine solche Veränderung ist für den gesunden Organismus ein Signal, das normalerweise den programmierten Zelltod in Gang setzt, diese ist aber bereits nicht mehr funktionabel. Die Unmöglichkeit der Eliminierung der Krebsvorläuferzelle setzt nun eine Entwicklung in Gange sich ungehemmt zu vermehren.

Die Forscher hoffen mit den neuen Erkenntnissen auch neue Therapiekonzepte einzuleiten.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. med. Martina Deckert & Prof. Dr. Prof. Dr. rer. nat. Manuel Montesinos-Rongen
Institut für Neuropathologie
Uniklinik Köln
Kerpener Str. 62
50924 Köln

Originalpublikation:
(1) Montesinos-Rongen M, Terrao M, May C, Marcus K, Blümcke I, Hellmich M, Küppers R, Brunn A, Deckert M. The process of somatic hypermutation increases polyreactivity for central nervous system antigens in primary central nervous system lymphoma. Haematologica. 2020 Mar 19. pii: haematol.2019.242701. doi: 10.3324/haematol.2019.242701. [Epub ahead of print]

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/32193251

(2) Montesinos-Rongen M, Purschke F, Brunn A, Deckert M. Response to Comment on „Primary Central Nervous System (CNS) Lymphoma B Cell Receptors Recognize CNS Proteins“. J Immunol. 2015 Nov 15;195(10):4550-1. doi: 10.4049/jimmunol.1502051.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26546684
(3) Montesinos-Rongen M, Purschke F, Küppers R, Deckert M. Immunoglobulin repertoire of primary lymphomas of the central nervous system. J Neuropathol Exp Neurol. 2014 Dec;73(12):1116-25. doi: 10.1097/NEN.0000000000000133.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25383641

Aufbau eines europäischen Mantelzelllymphom-Registers

Das Mantelzelllymphom (MCL) ist eine seltene und schwer zu behandelnde Form eines B-Zell-Lymphoms. In der Regel ist der Verlauf aggressiv und die Prognose ungünstig. Um die Forschung zu verbessern und die Prognose für die Patienten zu verbessern, wurde jetzt der Aufbau eines europäischen Mantelzelllymphom-Registers begonnen.

Betrieben wird dies vom europäischen Mantelzelllymphom-Netzwerk (EMCL), das Expertinnen und Experten aus den Bereichen Klinik, Pathologie, Epidemiologie, Statistik und Grundlagenforschung vereinigt.

Im Register will man Patientendaten zu Diagnose, Therapie und Krankheitsverlauf von mindestens 900 europäischen Patienten mit MCL zu sammeln. Im Register werden unter anderem Informationen zur Erstdiagnose, Art und Anzahl der Therapien, Dauer der Therapien, Therapieansprechen, Rezidiven und dem weiteren Krankheitsverlauf erfasst.

Im zweiten Schritt soll eine Biobank mit biologischem Material der Patienten aufgebaut werden, die der Forschung zur Verfügung stehen wird.

Federführend im EMCL ist das Uniklinikum Mainz und die Onkologie um Prof. Dr. med. Georg Heß.

Weitere Informationen: www.emcl-register.net

UKE Hamburg startet neue CAR-T-Therapie-Studie

Seit Mai 2019 wurden insgesamt 20 CAR-T-Therapien am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt. Nun erweitert das UKE sein CAR-T-Portfolio in dem als einzige teilnehmende Klinik aus Deutschland an der klinischen Studie CRISPR/Cas9-Genschere für Lymphompatienten teilnimmt. Ziel der Studie ist es, die CAR-T Ergebnisse weiter zu verbessern und die Anzahl der dauerhaften Remissionen zu erhöhen. In der internationalen Studie werden in Zusammenarbeit mit Kliniken in Australien und den USA Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Lymphomerkrankung behandelt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Nicolaus Kröger
Interdisziplinäre Klinik für Stammzelltransplantation
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon: 040 7410-55864
Email: n.kroeger@uke.de

Quelle: https://idw-online.de/de/news730573

Polivy (Polatuzumab-Vedotin) erhält Zulassung für DLBCL in Europa

Die europäische Zulassungsbehörde (EMA) hat Polivy (Polatuzumab-Vedotin) vom Hersteller Roche eine bedingte Zulassung in Kombination mit Bendamustin plus Rituximab (BR) für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit einem rezidiviertem oder refraktärem diffus grosszelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) erteilt.

Der Einsatz von Polivy soll sich an Patienten richten, die nicht für eine Stammzelltransplantation in Frage kommen.

Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase Ib/II-Studie GO29365.

Änderungen der Untersuchungs- und Behandlungsmethoden bei allogenen Stammzelltransplantation

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in seiner Sitzung am 16. Januar 2020 beschlossen, die Richtlinie zu Untersuchungs- und Behandlungsmethoden bei allogenen Stammzelltransplantation bei aggressiven B-​Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen (Richtlinie Methoden Krankenhausbehandlung) zu ändern.

Geändert wurde § 4 Absatz 2 wird nach Nummer 3 die folgende Nummer 4 angefügt:

„Allogene Stammzelltransplantation bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit aggressiven B-Non-Hodgkin-Lymphomen, die noch nicht mit autologer Stammzelltransplantation behandelt wurden. Ausgenommen von diesem Ausschluss bleibt die Versorgung von erwachsenen Patientinnen und Patienten ab der zweiten Therapielinie,

a) die ein sehr hohes Rezidivrisiko aufweisen und nach Salvagetherapie ein Ansprechen mindestens im Sinne einer stabilen Erkrankung erreichen

oder

b) bei denen eine ausreichende Stammzellgewinnung zur autologen Stammzelltransplantation nicht möglich war und die nach Salvagetherapie ein Ansprechen mindestens im Sinne einer stabilen Erkrankung erreichen.“

In Anlage I wird nach Nummer 4.3 die folgende Nummer 4.4 eingefügt:

„4.4 Allogene Stammzelltransplantation bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit aggressiven B-Non-Hodgkin-Lymphomen, die nach autologer Stammzelltransplantation rezidivieren und nach Salvage-Therapie ein Ansprechen mindestens im Sinne einer stabilen Erkrankung erreichen.“

Beschlusstext (PDF 52.48 kB)
Tragende Gründe zum Beschluss
Zusammenfassende Dokumentation
Anlage zur Zusammenfassenden Dokumentation

Mosunetuzumab – the next Big Thing?

Der Antikörper Mosunetuzumab von Genentech/Roche sorgt aktuell mit seinen Studien-Ergebnisse für Aufsehen. Einige Onkologen sehen in ihm sogar eine Alternative zur CAR-T-Zelltherapie bzw. bzw. eine Folgetherapie für die Patienten, die auf die CAR-T-Zelltherapie nicht ansprechen.

Mosunetuzumab ist ein bispezifischer Antikörper, der sowohl auf CD3 (auf der Oberfläche von T-Zellen) als auch auf CD20 (auf der Oberfläche von B-Zellen) wirkt. Er stimuliert die körpereigenen T-Zellen, maligne B-Zellen zu eliminieren.

Mosunetuzumab wird aktuell in der GO29781-Phase-1/1b-Studie an 270 Patienten mit therapierefraktärem oder rezidiviertem Non-Hodgkin-Lymphom mit schlechter Prognose untersucht. Die Patienten hatten zuvor im Mittel 3 vorherige Therapien erhalten. Außerdem sprachen 30 Patienten der Studie (11%) nicht auf die CAR-T-Zelltherapie an oder hatten einen Rückfall nach der CAR-T-Therapie. 77 Patienten (29%) innerhalb der Studie zeigten nach einer Stammzelltransplantation eine Progession.

Innerhalb der Studie erhielten alle Patienten 8 Zyklen Mosunetuzumab. Patienten, bei denen eine vollständige Remission (CR) gelang, beendeten die Therapie, während Patienten, die ein partielles Ansprechen oder einen Stopp der Krankheitsprogredienz zeigten, die Behandlung für 17 Zyklen fortsetzten.

180 Patienten (67%) hatten aggressive Lymphome, vornehmlich das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL, 117 Patienten), 82 Patienten (31%) ein follikuläres Lymphom (FL).

Ein Ansprechen auf die Therapie zeigte sich bei 37% der Patienten mit aggressiven Lymphomen, davon erreichten 19% eine komplette Revision. Bei Patienten mit indolentem Lymphom wurden beI 63% ein Ansprechen auf die Therapie erreicht, 43% erreichten eine komplette Remission.

In einer mittleren Nachbeobachtungszeit von aktuell 6 Monaten konnten 71% der Patienten mit aggressivem Lymphom und 83% der Patienten mit indolentem Lymphom die Remission halten und sind aktuell ohne Rezidiv.

Bei Patienten die im Vorfeld eine CAR-T-Therapie erhalten haben, zeigte sich, dass Mosunetuzumab nicht nur maligne B-Zellen abtöten kann, sondern auch dazu beitragen kann, die Wirkung der vorherigen CAR-T-Zelltherapie zu verstärken bzw. verabreichte CAR-T-Zellen, die ihre Funktionsfähigkeit verloren haben, „wiederzubeleben“.

Die Nebenwirkungen von Mosunetuzumab sind ein zumeist mildes Zytokin-Freisetzungssyndrom bei 29% der Patienten und neurologisch-toxische Effekte, die bei 4% der Patienten als mittelschwer eingestuft wurden.

Quelle: https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4908529

MorphoSys startet Studie zur Erstlinienbehandlung von DLBCL mit Tafasitamab und Lenalidomid

Die MorphoSys AG gab bekannt, dass der erste Patient in einer klinischen Phase 1b-Studie in neu diagnostiziertem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) mit dem MorphoSys-eigenen humanen anti-CD19-Antikörper Tafasitamab (MOR208) behandelt wurde.

Die Phase 1b-Studie ist eine offene, randomisierte, multizentrische Studie zur Bewertung der Sicherheit und vorläufigen Wirksamkeit von Tafasitamab in Kombination mit R-CHOP (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison) im Vergleich zu Tafasitamab und Lenalidomid sowie R-CHOP bei erwachsenen Patienten mit neu diagnostiziertem, zuvor unbehandeltem DLBCL.

Die Patienten in jedem Studienarm erhalten je sechs Behandlungszyklen mit einer Nachbeobachtungszeit von bis zu 24 Monaten. Der primäre Endpunkt der Studie umfasst die Häufigkeit und den Schwergrad von behandlungsbedingten Nebenwirkungen (AEs), sekundäre Endpunkte sind die objektive Ansprechrate (ORR) und die vollständige Ansprechrate (CR) am Ende der Behandlung, die Häufigkeit und den Schwergrad der AEs im Nachbeobachtungszeitraum von 18 Monaten, die beste ORR und CR bis zum Ende der Studie (etwa. 24 Monate), das progressionsfreie Überleben (PFS), das ereignisfreie Überleben (ES) und das Gesamtüberleben (OS) nach 12 und 24 Monaten.

Nach dem zeitgleich der Zulassungsantrag für Patienten mit rezidiverten oder refraktären DLBCL zur Behandlung mit Tafasitamab und Lenalidomid gestellt wurde, will MorphoSys nun auch in die Erstlinientherapie einsteigen und dort gegen den aktuellen Standard R-CHOP antreten.

Tafasitamab (MOR208) ist ein humanisierter Fc-modifizierter monoklonaler Antikörper gegen CD19.

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