Eine alleinige Behandlung mit Bestrahlung ohne vorherige Chemotherapie wird nur in sehr seltenen Fällen im Stadium I praktiziert. Ansonsten geht eine Strahlentherapie bei Morbus Hodgkin meist einher mit einer vorherigen Chemotherapie.

Eine Bestrahlung / Strahlentherapie ist eine Behandlung, bei der ionisierende Strahlen (z.B. hochenergetische Röntgenstrahlen aus dem Linearbeschleuniger oder Gammastrahlen, z.B. aus radioaktivem Kobalt) verwendet werden, um das Krebsgewebe zu zerstören oder zumindest an seinem Wachstum zu hindern. Eine Bestrahlungsbehandlung dauert je nach Dosis mehrere Wochen. Für die täglichen Behandlungen ist es unbedingt notwendig, dass der Patient jeden Tag an der gleichen Stelle und in der gleichen Position liegt. Auf Grund dessen wird in der Bestrahlungsplanung eine individuelle Maske angefertigt, mit der der Patient bei der späteren Bestrahlung auf dem Bestrahlungstisch fixiert wird. Durch zusätzliche Hautmarkierungen wird diese Positionierung unterstützt.

Die Bestrahlung selbst dauert nur wenige Sekunden. Die applizierte Dosis wird in Gray (Gy) angegeben. Da die heute gängige durchschnittliche Einzeldosis zwischen 1.8 Gy und 2 Gy beträgt, wird die festgesetzte Gesamtdosis (bei Morbus Hodgkin 20 oder 30 Gy) durch die entsprechende Einzeldosis geteilt. Dadurch ergibt sich die Anzahl der Therapietage, die sie zu Bestrahlung müssen (in der Regel 10 Tage á 2 Gy für 20 Gy oder 15 Tage á 2 Gy für 30 Gy). Bestrahlt wird meist werktags, die Wochenenden dienen der Erholung.

Während der Bestrahlung sollte man Baden vermeiden, da man dabei die Hautmarkierungen zur Bestrahlung abwischen würde. Ebenso nicht erlaubt während der Bestrahlung ist der Besuch von Solarien. Ansonsten kann man sein Leben normal weiterleben, auch der Kontakt zu anderen Personen ist erlaubt und die Bestrahlung hat keine Auswirkung auf den Kontakt mit anderen Menschen. Die bestrahlte Haut sollte keiner zusätzlichen Reizung ausgesetzt werden. Vermeiden Sie also Sprays, Deos oder alkoholische Lösungen. Wenn überhaupt, waschen Sie die bestrahlten Stellen mit klarem Wasser.

mögliche Nebenwirkungen der Bestrahlung

Die Bestrahlungsfelder können heute schon sehr genau eingestellt und minimiert werden. Dennoch trifft die Bestrahlung auch normales gesundes Gewebe und ruft dort unterschiedliche Nebenwirkungen hervor.

Die möglichen Nebenbeschwerden der Bestrahlung sind:

  • Trockenheit, Rötungen der Bestrahlungsstellen
  • entzündlichen Reaktionen der Schleimhäute im Mund-Rachen-Raum (Mukositis)
  • Schluckbeschwerden (sofern der Hals bzw. Speiseröhre im Bestrahlungsfeld liegt)
  • Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit, Übelkeit
  • Schädigung des Herzens bei Bestrahlung im Brustbereich (als Langzeitschaden)
  • Vernarbungen und Entzündungen der Lunge (Lungenfibrose)
  • Abschwächung der Schildrüsenfunktion (Unterfunktion) wenn Teile des Halsgebietes in die Bestrahlung einbezogen sind
Bestrahlung – ja oder nein

Viele Patienten werden vor die Wahl gestellt, ob sie sich zusätzlich bestrahlen lassen wollen oder nicht. Dies ist eine Frage, die sich nicht beantworten lässt ohne Verantwortung für sein Leben und seinen Körper zu übernehmen.

Die aktuellen Studien besagen, das positive PET-Reste mit einer Restgröße von > 2,5cm bestrahlt werden sollten. Viele Kliniken empfehlen aber auch einer Bestrahlung bei PET-negativen Patienten.

Ob man auf eine Bestrahlung verzichten kann, versuchen die aktuellen Studien der GHSG gerade herauszufinden.

Eine Bestrahlung richtet kollaterale Schäden an den Stellen wo bestrahlt wird an, was aber wenn man in einem halben Jahr einen Rezidiv / Rückfall hat ? Wem gibt man dann die Schuld, das man auf eine optinale Bestrahlung verzichtet hat ?

Dennoch ist die Dosis mit 20 oder 30 Gy bei Morbus Hodgkin durchaus gering, wenn man diese mit Brustkrebs oder Lungenkrebs vergleicht.

Forschung geht zum Wegfall der Bestrahlung in der Behandlung von Morbus Hodgkin

Die Forschung und Wissenschaft des Morbus Hodgkin geht dahin, in Zukunft im Frühstadium auf die Strahlentherapie bei der Behandlung von Morbus Hodgkin zu verzichten. Zum dem Ergebnis kam unter anderem auch die kanadische Hodgkin’s Disease.6 oder HD.6-Studie, dass im Frühstadium völlig auf eine Radiotherapie verzichtet werden kann. Die Studie schloss damals 405 Patienten im Stadium IA oder IIA ohne größere Tumormassen („non-bulky“) ein. Alle erhielten eine ABVD-Chemotherapie.

Nur bei der Hälfte der Patienten wurde zusätzlich eine ausgedehnte „subtotale“ Strahlentherapie durchgeführt, die zu Beginn der Studie im Jahr 1994 noch der Standard war. Nach einer mittleren

Nachbeobachtungszeit von 11,3 Jahren waren unter der Kombination aus Radio- und Chemotherapie noch 92 Prozent ohne erneute Krankheitsprogression. Unter der alleinigen Chemotherapie waren es mit 87 Prozent nicht signifikant weniger. Auch im Endpunkt ereignisfreies Überleben (85 vs. 80 Prozent) gab es keine signifikanten Unterschiede.

Im Gesamtüberleben war die alleinige Chemotherapie dagegen im Vorteil (94 vs. 87 Prozent). Anders ausgedrückt: Es starben in den ersten 11,3 Jahren nach der Therapie nur halb so viele Patienten, wenn auf die ausgedehnte Radiotherapie verzichtet wurde (Hazard Ratio 0,50; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,25-0,99).

Da die in Deutschland die heutige Strahlentherapie weniger ausgedehnt und auf die Tumorfelder begrenzt wird und die Strahlendosis mittlerweile deutlich niedriger ist, dürften die Risiken geringer sein.

Eine alleinige ausgedehnte Strahlentherapie hat vor 20 Jahren erstmals eine Heilung des Morbus Hodgkin im Frühstadium ermöglicht. Später wurde entdeckt, dass die Kombination mit einer Chemotherapie eine Reduktion der Strahlendosis erlaubt, ohne die Heilungschancen zu gefährden, die heute bei etwa 90 Prozent liegen.

Da die heutige Strahlentherapie weniger ausgedehnt und die Strahlendosis niedriger ist, dürften die Risiken geringer sein.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/48393/Hodgkin-Lymphom-Verzicht-auf-Strahlentherapie-waere-moeglich

Auswirkung der Bestrahlung
Eine Bestrahlung hat umfassende Auswirkungen auf den Körper, die Toxität geht mit der Stärke der Bestrahlung einher. Die als kritisch anzusehenden Höchstdosen entnehmen sie der folgenden Tabelle:

Dosis Organ Auswirkung
0,03 – 0,05 Gy Embryo Missbildungen
0,2 – 1 Gy Knochenmark Stammzellenschädigungen, Beeinträchtigung des Blutbilde
2,5 – 4 Gy Augen Katarakt
3 – 6 Gy Haare Ausfall
3 – 6 Gy wachsender Knochen Wachstumsstillstand
10 – 35 Gy Niere Funktionsverlust
50 Gy Muskeln Funktionsverlust

Die täglicher mittlere letale Dosis beträgt 4 Gy und unterliegt einer Sterblichkeit von 50%. Die letale Dosis beträgt 6 Gy und ist verbunden mit dem Tod.

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