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CAR-T-ZELLTHERAPIE

In Deutschland gibt es durch die EMA für CAR-T-Zelltherapie aktuell nur eine Zulassung für die Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter bis zu 25 Jahren mit refraktärer oder rezidivierter akuter lymphatischer B-Zell-Leukämie (ALL) sowie von Erwachsenen mit rezidiviertem oder refraktärem diffus großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) nach zwei oder mehr Linien einer systemischen Therapie.

Aktuell gibt es zwei Anbieter am Markt: Tisagenlecleucel (Kymriah, Novartis) und Axicabtagen ciloleucel (Yescarta, Kite Pharma).

Ein Behandlung für andere Lymphomtypen ist aktuell nur in Studien möglich.

Bei der CAR-T-Zelltherapie wird den Patienten per Leukapherese weiße Blutkörperchen entnommen und zur Bearbeitung an ein Labor geschickt. Dort erfolgt die gentechnische Umprogrammierung der T-Zellen, um entsprechend gegen das vorliegende Lymphom agieren zu können.

Herstellung und Freigabe der modifizierten T-Zellen dauert aktuell im Allgemeinen drei bis vier Wochen. 2 bis 14 Tage vor der Anwendung von der Behandlung mit den CAR-T-Zellen soll der Patient eine Chemotherapie, meist Cyclophosphamid und Fludarabin, zur Konditionierung erhalten.

Die Infusion der modifizierten T-Zellen selbst erfolgt dann innerhalb von 30 Minuten per Infusion. Die Infusion kann auch ambulant erfolgen, empfohlen wird aber die stationäre Gabe und eine 7-tägige Überwachung der Nebenwirkungen.

Die Ansprechraten auf die Therapie sind gut, 40 bis 60% der Patienten mit refraktären B-Zell-Erkrankungen zeigen ein anhaltendes komplettes Ansprechen.

Das größte Problem bei der CAR-T-Zellbehandlung momentan ist das Zytokin-Freisetzungssyndrom. Dies kann mit einem Anti-Interleukin-6-Antikörpers Tocilizumab (RoActemra®) kontrolliert werden.

Die Zytokin-Freisetzung (CRS) aus den T-Zellen kann unter anderem zu Fieber, Blutdruckabfall, Gehirnödem, Schock und Herzstillstand führen. Corticosteroide können den Erfolg der Therapie beeinträchtigen, weshalb sie außer in lebensbedrohlichen Notfällen nicht angewendet werden sollen. Ein CRS trat bei Erwachsenen mit NHL in Studien mit Tisagenlecleucel in 58%, mit Axicabtagen ciloleucel (Axi-cel) in 93% der Fälle auf, wobei 23% bzw. 12% dem Schweregrad 3 oder höher zugeordnet werden konnten. Im Median dauerte es 3 bzw. 2 Tage, bis das CRS begann und es hielt im Median 7 bzw. 8 Tage an.

Oft wurde jetzt auch nach der Behandlung ein Immunzell-assoziierten Neurotoxizitäts-Syndrom (ICANS) beobachtet.

Patienten mit aktiver Hepatitis-B-, Hepatitis-C- oder HIV-Infektion kommen für die Therapie nicht infrage. Mit CAR-T-Zell behandelte Patienten dürfen später kein Blut und keine Organe spenden. Auch nach der Behandlung mit CAR-T-Zell besteht weiter ein Rezidivrisiko oder ein erhöhtes Risiko für andere Tumorarten. Ein späteres HIV-Test kann unter Umständen falsch positiv auf Grund der Behandlung mit CAR-T-Zell sein.

Bei soliden Tumoren ist die CAR-T-Zelltherapie bisher weniger erfolgreich.

Die Kosten für die erste Indikation mit Tisagenlecleucel (Kymriah, Novartis) liegen in den USA bei etwa 475.000 US-Dollar, für die zweite bei 373.000 US-Dollar. Die Kosten bei Axicabtagen ciloleucel (Yescarta, Kite Pharma) liegen in den USA bei 373.000 US-Dollar.

Stand Februar 2020 erfüllen 27 onkologische Zentren in Deutschland die Kriterien der DGHO für die Durchführung der CAR-T-Zell-Therapie.

CAR-T-Behandlungszentren in Deutschland

  • Universitätsklinikum Freiburg
  • Klinikum Heidelberg
  • Uniklinikum Jena
  • Uniklinik Leipzig
  • Uniklinik Köln
  • Klinikum der Universität München
  • Uniklinik Ulm

interessante Quellen:
The other site of CAR T-cell therapy: cytokine release syndrome, neurologic toxicity and financial burden. Educational Symposium, 2019 ASCO Annual Meeting, Chicago, 31. Mai bis 4. Juni 2019.