Als Rezidiv bezeichnet man die erneute Erkrankung an Morbus Hodgkin nach der Ersttherapie. Diese zeigt sich an erneut wachsenden Lymphknoten im Rahmen der Nachuntersuchungen.
Die Rezidiv-Quoten liegen momentan bei ca. 10% über alle Stadien verteilt. Die Gründe für einen Rezidiv sind meist eine Untertherapierung in der Erstbehandlung oder eine Resistenzbildung beim Tumorgewebe gegen die Zytostatika. In einigen selten Fällen liegen auch Vermischungen von Morbus Hodgkin und Non-Hodgkin Lymphomen vor.
Es ist schwer an differenzierte genaue Zahlen zu kommen. Das Problem ist, das es in Deutschland kein einheitliches zentrales Krebs-Register gibt, wo man solche Zahlen direkt auswerten könnte. Ist man also in keiner Studie, kommst man in keiner detailierten Auswertung vor. Generell gibt es zwischen Frauen und Männern nur minimale Schwankungen bei den Rezidivquoten, so das das Geschlecht kaum eine Rolle spielt (es trifft einige Prozent Männer mehr wie Frauen). Beim Rezidivrisiko gilt je höher das Ausgangsstadium war, desto höher ist das Risiko auf ein Rezidiv, einfach aus dem einfachen Grund je mehr der Körper befallen war, um so höher ist das Risiko das irgendwo Zellen geblieben sind.
Es bleiben aber weitere Behandlungsmöglichkeiten nach der Erstbehandlung.
Im Standardfall wird der 1. Rezidiv mit einer autologen Stammzelltransplantation behandelt. Dabei erfolgt im Vorfeld eine Hochdosis-Chemo, in den meisten Fällen DHAP + BEAM mit dem zwischendrin Absammeln von eigenen Stammzellen. Diese werden nach der Hochdosis-Chemo zurückgegeben. Da sonst das Immunsystem Monate brauchen würde, um wieder eine Immunabwehr aufzubauen.
Für Rezidiver, die bei der Ersttherapie nur 2 Doppelzyklen ABVD bekommen haben, besteht die mögliche Alternativtherapie bei Rezidiv oder Progress in der Behandlung mit BEACOPP. Dieses muss aber individuell von Fall zu Fall mit den Onkologen betrachtet werden und kommt auch auf das Stadium und auf den Zeitraum zwischen Ende der Ersttherapie und Auftreten der Neuerkrankung an.
Schlägt auch diese Behandlung fehl und es kommt zu einem erneuten Rezidiv, erfolgt die sogenannte allogenen Transplantation mit einem fremden Stammzellenspender. Bei einer fremden Stammzellenspende erfolgt quasi der Austausch des blutbildenden Systems gegen das des Spenders. Eine Stammzell-Transplantation kann bei vielen hämatologischen Tumoren eine langfristige Remission oder sogar eine Heilung bewirken. Einen wesentlichen Anteil am Therapieerfolg haben die T-Zellen des Spenders. Sie attackieren in einer Graft-versus-Malignancy-Reaktion die wenigen Krebszellen, die die vorbereitende Chemotherapie überlebt haben und zum Ausgangspunkt für ein Rezidiv werden könnten.
In der Rezidivtherapie wird in Versuchsstudien neuerdings der Antikörper Brentuximab eingesetzt. Brentuximab Vedotin (Adcetris) ist ein Antikörper für Morbus Hodgkin mit der Zulassung für Deutschland seit 2012. Die ersten Ergebnisse zeigen, das dieser sehr gut auf Morbus Hodgkin anschlägt. Der Antikörper wird im Abstand von 3 Wochen gegeben und gilt im Allgemeinen als sehr verträglich. Er kann auch ambulant und über die Vene gegeben werden. Momentan kann mit der alleinigen Gabe von Brentuximab zwar eine Remission erreicht werden, diese aber nicht dauerhaft halten. Es dauerte im Durchschnitt 5,6 Monate bis erneut Krankheitsanzeichen auftreten. Diese tumorfreie Zeit verbessert vor allem bei jungen Patienten die Chance, anschließend mit der Transplantation von Knochenmark-Stammzellen eine Heilung zu erzielen.
Bei älteren Patienten mit einem Alter über 60 Jahren, bei den die Erkrankung rezidiviert oder refraktär ist, ist der Erfolg der Sekundärtherapie von 4 Faktoren abhängig, welche sich als signifikant für die Prognose der Behandlung ergeben: Zeitraum seit der Erstdiagnose, Stadium der Erstdiagnose, Anämie und das Stadium beim Rezidiv. Nach einer Auswertung der Deutsche Hodgkin-Studiengruppe (GHSG) mit Daten aus Studien der Jahre 1993 bis 2007 ergibt sich bei keinem oder einem Risikofaktor eine 3-Jahres-Überlebensrate von 59 %, bei zwei oder mehr Faktoren sinkt diese drastisch auf 9 % ab. Anhand der Analyse der Studien-Daten kam man zu dem Fazit, das bei älteren Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Hodgkin-Lymphom und niedrigem Risiko-Score eine konventionelle Chemotherapie (ABVD oder BEACOPP) mit oder ohne Bestrahlung die bestmögliche Therapie ist. Für Patienten mit einer schlechten Prognose brachte keine verfügbare Therapie eine Änderung der Prognose.
Stammzellentransplantation *1
In der Rezidiv-Therapie reicht eine Behandlung mit Chemotherapie oder Bestrahlung meist nicht mehr aus und einige Wiedererkrankte sind auf eine Fremdzellen-Spende angewiesen. Dazu muss aber ein genetisch passendes „Double“ gefunden werden. In der Bevölkerung ist aber die Hürde für eine Registrierung bei der DKMS hoch, zum Teil auch weil Aufklärung fehlt, mit welchen einfachen Mitteln man ein Menschenleben retten kann. Der Begriff Stammzellenspende ist in der Gesellschaft zu sehr mit Organspende verknüpft, habe aber nicht wirklich einen Zusammenhang.
Eine Stammzellentransplantation bedeutet für den Spender, dass er wenige Tage vor der Spende ein Medikament nimmt, das die Bildung von Stammzellen anregt, dann wird ihm Blut entnommen, wobei die Stammzellen dann aus dem Blut extrahiert werden. Hierfür bekommt der Spender bzw. die Spenderin zwei venöse Zugänge gelegt, aus dem einen tritt das Blut aus, die Stammzellen werden herausgelöst, über den zweiten Zugang fließt das Blut wieder in den Körper zurück. Bei gesunden Patienten werden die Stammzellen dann wieder nachgebildet, so dass kein Risiko besteht.
Seltener wird heut zu Tage eine eine Knochenmarktransplantation notwendig. Dabei wird dem Spender unter Vollnarkose ca. 1 Liter Knochenmark-Blutgemisch aus dem Beckenknochen entnommen.
BEAM-Schema
Beam ist eine Hochdosis-Chemo die meist in Verbindung mit einer Stammzellentransplantation gegeben wird.
BEAM besteht aus BiCNU, AraC, Etopsid und Melphalan und läuft über eine Woche nach folgendem Schema
Tag – 7: BiCNU
Tag – 6 bis Tag – 3 : 2x AraC je Tag und 1x Etopsid am Tag
Tag – 2: Melphalan
Tag – 1: Erholungstag
Tag 0: Stammzellenrückgabe
Nach Beam ist das Immun- und blutbildende System komplett bei Null und die Stammzellen müssen ihren Weg ins Knochenmark finden und wieder mit der Blutbildung anfangen, danach steigen wieder die Blutwerte wieder. In der Zeit wo das Immunsystem auf Null ist, ist man sehr anfällig für Infekte, deshalb erfolgt dies in kompletter Isolation.
ICE-Schema
ICE eine Hochdosischemo die meist in den USA bei hartnäckigem Morbus Hodgkin vor einer Stammzellentransplantation eingesetzt wird. Meist kommt diese auch bei NHL zum Einsatz.
ICE ist eine Kombination folgender Zytostatika
- Ifosfamide
- Carboplatin
- Etoposid
Meist wird es in Verbindung mit dem Antikörper Rituximab gegeben und dann als R-ICE bezeichnet.
GDP Schema
Das GDP-Schema besteht aus
- Gemcitabine
- Dexamethason
- Cisplatin
GemBuMel Schema
Das GemBuMel-Schema kann in der Rezidivtherapie anstelle von BEAM verwendet werden.
Es besteht aus folgenden Zytostatika:
- Gemcitabin
- Busulfan
- Melphalan
Weitere Informationen unter: https://clinicaltrials.gov/show/NCT01421173?displayxml=true
Quellen und weiterführende Links
*1 https://de.wikipedia.org/wiki/Stammzelltransplantation
*2 https://www.seattlegenetics.com/SGN35-005