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Eine große Ursache bei der Entstehung von Lymphomen wird dem Epstein Barr Virus zugeschrieben. Das Epstein Barr Virus (EBV) gehört zur Familie der Herpesviren und trägt auch die Bezeichnung Humanes Herpes Virus 4 (HHV 4). Benannt wurde es nach den Entdeckern Sir Michael Anthony Epstein (*1921 in London) und Yvonne M. Barr (1932 – 2016, Irland).

98% der Menschen infizieren sich mit dem Epstein Barr Virus, bei den meisten jedoch symptomlos, da das Immunsystem der meisten Menschen das Virus gut unter Kontrolle halten kann. In manchen Fällen kommt es zum Ausbruch des Pfeifferschen Drüsenfieber, wenn das Immunsystem geschwächt ist oder überlastet ist. Mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber einher gehen grippeähnliche Symptome, wie allgemeinem Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit.

Das Epstein Barr Virus verbleibt ein Leben lang im Körper und kann auch erneut aktiviert werden. Das EBV ist im Blut (erhöhte Lymphozyten, schlechte Leberwerte, mononukleären Virozyten) nachweisbar. Während einer akuten Infektion findet man sog. IgM-Antikörper. Ab sechs bis acht Wochen nach Beginn der Symptome sind im Blut IgG-Antikörper vorhanden, die anzeigen, das das EBV in eine inaktive Phase übergegangen ist.

Es gibt aktuell kein Medikament gegen das Epstein Barr Virus und auch nicht gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber. Zur Linderung der Schmerzen bekommt man Ibuprofen oder Diclofenac, auf Grund der meist schlechten Leberwerte sollte Paracetamol vermieden werden.

Das Epstein Barr Virus kann das Risiko für manche Krebsformen erhöhen. Dazu zählen das Hodgkin-Lymphom, das Burkitt-Lymphom, aber auch Magenkrebs und Nasenrachenkrebs. Ein wichtige Rolle spielt dabei das CD30 Protein, welches bei einer EBV-Erkrankung massiv ansteige. Das Hodgkin-Lymphom entsteht meist dann, wenn B-Lymphozyten auf ihrer Oberfläche CD30-Moleküle besitzen, die zudem permanent aktiviert werden. Eine solche permanente Aktivierung findet z. B. bei einer Infektion mit dem EBV statt, also dann, wenn das Immunsystem stark und langfristig unter Stress steht, um den Erreger zu bekämpfen. Im Normalfall werden die CD30-Zellen vom Körper schnellstmöglich eliminiert. Manchmal aber gelingt dies nicht und es kann zum Hodgkin-Lymphom oder anderen Krebsformen kommen. In einer Studie von Dr. Ursula Zimber-Strobl (Helmholtz Münschen) konnte man das die Bildung von CD30-Molekülen die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines B-Zell-Lymphoms stark erhöhen, wenn das Immunsystem über einen längeren Zeitraum gefordert ist, wie beispielsweise beim Pfeifferschen Drüsenfieber nach einer EBV Infektion. Dann vermehren sich die B-Lymphozyten mit CD30-Rezeptoren an der Oberfläche schnell. Im Regelfall werden diese Zellen schnell wieder eleminiert, aber können durch fehlgeleitete Prozesse zu Tumoren führen.

CD30 ist ein Eiweißprotein, auf der Oberfläche von B-Zellen-Lymphozyten. Die CD30-Rezeptoren leiten Signale in das Innere der Zelle und lösen damit Prozesse wie Zellteilung, Zelldifferenzierung oder Zelltod aus.

Aus europäischen und amerikanischen Studien sei bekannt, dass etwa 8 – 10% Prozent der Magenkarzinome, 30% der Hodgkin-Lymphome, 20% der Burkitt-Lymphome, 10% der großzelligen B-Zell-Lymphome, alle altersasso­ziierten Lymphome, 70% der HIV-assoziierten Lymphome EBV-assoziiert sind. Ingesamt werden ca. 1,8% aller Krebstodesfälle auf eine EBV-Infektion zu­rück­geführt.

Quellen:
Sperling S et al (2019), DOI: 10.1182/blood.2018880138
CD30 signaling in B cells results