Die Forschung und Wissenschaft des Morbus Hodgkin geht dahin, in Zukunft im Frühstadium auf die Strahlentherapie bei der Behandlung von Morbus Hodgkin zu verzichten. Zum dem Ergebnis kommt die kanadische Hodgkin’s Disease.6 oder HD.6-Studie, dass völlig auf eine Radiotherapie verzichtet werden kann. Die Studie schloss 405 Patienten im Stadium IA oder IIA ohne größere Tumormassen („non-bulky“) ein. Alle erhielten eine ABVD-Chemotherapie. Nur bei der Hälfte der Patienten wurde zusätzlich eine ausgedehnte „subtotale“ Strahlentherapie durchgeführt, die zu Beginn der Studie im Jahr 1994 noch der Standard war.
Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 11,3 Jahren waren unter der Kombination aus Radio- und Chemotherapie noch 92 Prozent ohne erneute Krankheitsprogression. Unter der alleinigen Chemotherapie waren es mit 87 Prozent nicht signifikant weniger. Auch im Endpunkt ereignisfreies Überleben (85 vs. 80 Prozent) gab es keine signifikanten Unterschiede.
Im Gesamtüberleben war die alleinige Chemotherapie dagegen im Vorteil (94 vs. 87 Prozent). Anders ausgedrückt: Es starben in den ersten 11,3 Jahren nach der Therapie nur halb so viele Patienten, wenn auf die ausgedehnte Radiotherapie verzichtet wurde (Hazard Ratio 0,50; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,25-0,99).
Da die heutige Strahlentherapie weniger ausgedehnt und die Strahlendosis niedriger ist, dürften die Risiken geringer sein.